5x Van Gogh-Gemälde mit Drenther Motiven

Als Vincent van Gogh im Herbst des Jahres 1883 nach Drenthe kommt, steckt er noch in den Anfangsjahren seines Künstlerdaseins. In Drenthe sucht er nach der unberührten Landschaft, von der ihm andere Künstler erzählt hatten. Er hofft hier auf Ruhe und Inspiration. Van Gogh malt Moor- und Heidelandschaften in dunklen Farbtönen, zuweilen mit schuftenden Torfstechern, und experimentiert mit allerlei Techniken und mit Ölfarbe. Aus Vincents Briefen geht hervor, dass er während seines Aufenthalts in Hoogeveen sowie anschließend in Nieuw-Amsterdam/Veenoord und Zweeloo eine ganze Reihe Studien angefertigt haben muss. Ein Großteil davon ist verloren gegangen. Aktuell werden die folgenden Gemälde seiner Drenther Zeit zugeschrieben.
 

„Pflanze dich in den Drenther Boden und du wirst sprießen“,
schreibt Vincent van Gogh 1883 in einem Brief an seinen Bruder Theo.
 

Mit Torf beladene Schute - Öl auf Leinwand auf Platte, 37 x 55,5 cm


Sammlung: Drents Museum, Assen

Vincent van Gogh ist von der Provinz beeindruckt: „Drenthe ist so schön, so ergreifend in allem.“ In dieser Periode hat er seine Leidenschaft für die Malerei entwickelt. Van Gogh zeigt hier schon, welchen Weg er mit seiner Kunst einschlagen wird. Er stellt Menschen auf dem Land dar, die tagtäglich ums Überleben kämpfen. Das bekannteste Werk aus seiner Drenther Zeit ist „De Turfschuit“ (Der Torfkahn, eigentlich eine mit Torf beladene Treckschute). Auf diesem Gemälde sehen wir ein Schiffer-Ehepaar, das den Kahn am Anlegesteg belädt. Eine Frau beugt sich vornüber, um die Torfblöcke auf der kleinen Holzschute aufeinanderzustapeln. Auf dem Ruder hinter ihr liegt ein Segeltuch, mit dem die Fracht bei Regen abgedeckt wurde. Am Ufer schiebt der Schiffer mit Mühe eine volle Torfkarre auf die Laufplanke.

Zwei Frauen im Torfmoor - Öl auf Leinwand, 27,8 x 36,5 cm


Sammlung: Van Gogh Museum, Amsterdam (Vincent van Gogh-Stiftung)

Diese Frauen malte Van Gogh im Umland des Drenther Dorfes Nieuw-Amsterdam. Von dort aus unternahm er seine Entdeckungstouren durch das Moorgebiet. Er wollte „gewöhnliche“ Menschen, insbesondere die Landarbeiter, abbilden. Die Frauen auf dem Gemälde sammeln wahrscheinlich getrocknete Torfsoden ein. Das einfache Landleben faszinierte Van Gogh. Schon über zwei Jahre lang hatte er Analysen und Skizzen des bäuerlichen Lebens gemacht. Beim Malen des Werkes „Zwei Frauen im Torfmoor“ hat er sich ein paar Mal umentschieden. Untersuchungen des Gemäldes haben ergeben, dass es erst vier anstatt zwei Figuren waren. Das ist auch auf der nachstehende Skizze zu sehen.

Hütten - Öl auf Leinwand, 35,4 x 55,7 cm


Sammlung: Van Gogh Museum, Amsterdam (Vincent van Gogh-Stiftung)

Auch das Werk „Hütten“ ist während Van Goghs dreimonatigem Aufenthalt in Drenthe entstanden. Voller Begeisterung schrieb er an seinen Bruder Theo, wie „unbeschreiblich schön“ er es dort fand. Vincent meinte aber, das sei auf dieser Skizze „noch überhaupt nicht zu sehen“. Er müsse noch „viel dazulernen“. Hier experimentierte er mit dem Kontrast des dunklen Vordergrunds zum hellen Himmel. Die Farbe auf dem Gemälde enthält viel Sand, der beim Malen mitten im Feld hineingeweht sein muss. Von ganz nah betrachtet leuchten die Sandkörner in der dunklen Farbe auf dem Gemälde hell auf.

Bauer, Unkraut verbrennend - Öl auf Leinwand auf Platte, 30,5 x 39,5 cm


Sammlung: Drents Museum, Assen/Van Gogh Museum, Amsterdam

„Bauer, Unkraut verbrennend“ ist ein ausdrucksstarkes Gemälde aus Van Goghs Drenther Periode: Trotz seiner jungen Jahre als Künstler ist es ihm sehr gut gelungen, eine intime Abendstimmung festzuhalten. Es handelt sich um ein dunkles Gemälde mit eng beieinander liegenden Farbtönen: Da sich Van Gogh auf die Lichteffekte konzentrierte, ist eine äußerst interessante Szenerie entstanden. Das Lichtspiel des Feuers, der aufsteigende Rauch, die Lichtreflexe auf Händen und Fuß der Figur und der Schatten, den sie auf das Land wirft, sind gut getroffen.

In einem Brief vom 22. Oktober 1883 an seinen Bruder Theo skizzierte Vincent van Gogh vier Gemälde, unter anderem das vom Unkraut verbrennenden Bauern. Er schrieb: „Hier sind ein paar Abendeffekte – ich bin immer noch bei dem Mann, der Unkraut verbrennt. Die Töne treffe ich in einer Malstudie besser als früher, sodass die landschaftliche Weite und die Abenddämmerung deutlicher hervortreten und das Feuer mit ein wenig Rauch der einzige Lichtpunkt ist. Ich bin abends immer dafür nach draußen gegangen.“

Bauernhof mit Torfhaufen - Öl auf Leinwand, 37,5 x 55 cm


Sammlung: Van Gogh Museum, Amsterdam (Vincent van Gogh-Stiftung)

Van Gogh entwickelte recht schnell eine Faszination für derart simple Hütten und Höfe. Er hat sie in seiner Zeit in Drenthe oft als Motiv gewählt. Hier ging Van Gogh mit breiten Pinselstrichen und weniger Präzision zu Werke. Dennoch schaffte er es mit wenigen Details, die charakteristischen Merkmale des Bauernhofs darzustellen. An der rechten Seite des Dachs ragen zwei Stöcke heraus. Sie stützen das Dach aus Grasplaggen und Moos. In einem Brief an seinen Bruder Theo vom 15. Oktober 1883 skizziert er sein Werk und notiert dazu: „Mit einem zartgrünen Kornfeld im Vordergrund, verwelktem Gras hinter dem Haus und mit den Torfhaufen blickt man hier wieder auf die Heide unter sehr hellem Licht. Worauf ich damit hinaus will: Du solltest dich diesem Genre widmen. Das könntest du meiner Ansicht nach tun, ohne am Anfang ausschließlich zu zeichnen.“
 

Mehr Drenther Werke von Vincent van Gogh

Torfkahn mit zwei Figuren

Torfkahn mit zwei Figuren

Briefskizze
Nieuw-Amsterdam, Oktober 1883  

Die Briefskizze, die Vincent seinem Bruder Theo schickte, in Bezug auf das Gemälde „Mit Torf beladene Schute“.

Zugbrücke in Nieuw-Amsterdam

Aquarell auf Papier
Nieuw-Amsterdam, November 1883 

Draußen war es zu kalt zum Malen. Also hielt Vincent die Aussicht von seinem Zimmer in Nieuw-Amsterdam in einem großen Aquarell fest. Direkt gegenüber der Herberge sah er eine „kuriose“ Zugbrücke.

Bauer, Unkraut verbrennend

Bauer, Unkraut verbrennend

Briefskizze
Nieuw-Amsterdam, Oktober 1883

Die Briefskizze, die Vincent seinem Bruder Theo schickte, in Bezug auf das Gemälde „Bauer, Unkraut verbrennend“.

Landschaft mit Torfhaufen und Bauernhöfen

Landschaft mit Torfhaufen und Bauernhöfen

Aquarel op papier

Sobald die Abenddämmerung einsetzt, verwandeln sich die Drenther Felder laut Van Gogh in einen „fabelhaften“ Ort. „Wenn sich die riesigen Flächen mit von der Sonne ausgetrockneter Erdkruste dunkel von den edlen Lilatönen des Abendhimmels absetzen und der allerletzte, dunkelblaue Streifen am Horizont die Erde vom Himmel trennt“, schrieb er an seinen Bruder Theo.

Frauen bei der Arbeit im Moor

Frauen bei der Arbeit im Moor

Briefskizze
Nieuw-Amsterdam, Oktober 1883 

Die Briefskizze, die Vincent seinem Bruder Theo schickte, in Bezug auf das Gemälde „Zwei Frauen im Torfmoor“.

Schäfer mit Schafherde an der Kirche von Zweeloo

Schäfer mit Schafherde an der Kirche von Zweeloo

Feder und Pinsel, weiß gehöht auf Papier
Zweeloo, November 1883

Bei seinem Tagesausflug nach Zweeloo vom 1. November 1883 hielt Van Gogh die Dorfkirche auf der Zeichnung „Schäfer mit Schafherde an der Kirche von Zweeloo“ fest. An seinen Bruder schrieb er dazu: „Ich kam an einer alten Kirche vorbei, die genauso wie die Eglise de Greville auf dem Gemälde von Millet aussah. Nur lief hier anstatt des Bauern mit dem Spaten ein Hirte mit seiner Schafherde an der Hecke entlang.“