Wie lernt ein Hund das Schafehüten?

Hallo, hallo! Ich bin Patsy und arbeite als Hütehund bei der Schafherde Ruinen. Das liegt am Rande des Nationalparks Dwingelderveld. Viele Menschen sehen mich vorbeirennen, wenn Sie den Schafstall besuchen. Aber sie durchschauen nicht immer, was ich da eigentlich mache. Darum möchte ich euch einmal erzählen, wer ich bin und wie ich arbeite. Interessiert ihr euch für meine Geschichte? Im folgenden Interview verrate ich mehr.  

Einige Schafe haben sich aus dem Staub gemacht. Ich musste ganz schön weit rennen, um die Herde wieder zusammenzutreiben. Das war wirklich das reinste Chaos!

Warum wolltest du Hütehund werden?
Schon als ich noch ein Welpe war, hat es mir Spaß gemacht, neue Tiere kennenzulernen. Als ich sah, dass meine Eltern jeden Tag mit der Schafherde hinausgingen, wusste ich: Das möchte ich auch machen! 

Welche Ausbildung hast du dafür gemacht?
Mein Chef hat mich selbst zum Hütehund ausgebildet. Er hat mir erklärt, wie alles funktioniert. Vieles habe ich aber auch selbst entdeckt. Meine wichtigste Aufgabe ist es, die grasenden Schafe zusammenzuhalten. 

War diese Ausbildung schwierig, oder hast du alle Aufgaben schnell gemeistert?
Mein Chef sagt, dass ich für die Arbeit mit Schafen überdurchschnittlich, also mehr als normal, begabt bin. Ich nehme mal an, dass er Recht hat. Aber manchmal war es ganz schön schwierig. Bei meiner ersten Übung als Azubi waren Lämmer auf der Wiese. Die sausten zuerst mal in alle Richtungen davon, als ich mich genähert habe. Aber als ich es dann geschafft hatte, sie wieder zusammenzutreiben, war ich mächtig stolz. 

Woher weißt du eigentlich, was du tun sollst? 
Ich habe die Sprach- und Pfeifkommandos für links, rechts, Stopp, vorwärts, zurückschauen und zurückkommen gelernt. Aber bei der Arbeit weiß ich oft auch ohne Kommando, was zu tun ist, und ich darf auch selbst entscheiden, was am besten ist.

Wie sieht bei dir ein normaler Arbeitstag aus?
Um 9.30 Uhr lassen wir die Schafe ins Freie. Zusammen mit dem Schäfer und ein, zwei weiteren Hunden hüten wir die Herde, wenn sie auf der Heide grast. Ich bin dafür zuständig, dass die Herde um 17.00 Uhr wieder vollzählig in den Stall zurückgeht.

Wenn du kein Hütehund geworden wärst, was hättest du dann gemacht?
Dann wäre ich gerne Polizeihund geworden.

Was machst du, wenn ein Schaf wirklich einmal nicht gehorchen will?
Ich halte nichts davon, gleich zu beißen, wenn ein Schaf nicht gehorcht. Deshalb renne ich erst einmal superschnell an dem Schaf vorbei, um es zu beeindrucken. Wenn aber ein widerspenstiges Schaf mich angreift, dann halte ich es schon mit meiner Schnauze auf Abstand. Ein kurzes Zwicken in die Nase reicht aus, damit das Schaf wieder weiß, wer der Boss ist.

Gehorchst du deinem Chef immer aufs Wort?
Nein, manchmal weiß ich einfach besser, was zu tun ist, und das mache ich dann auch.

Bist du mit einigen Schafen auch befreundet?
In meinem Beruf ist es wichtig, dass die Schafe auf mich hören. Da passt es nicht gut, befreundet zu sein. Zum Glück habe ich aber einige gute Hundefreunde, mit denen ich spielen kann. 

Was war der größte Fehler in deiner Laufbahn?
Am Anfang war ich manchmal sehr eigensinnig. Damals hatte ich auch noch nicht viel Erfahrung. Einmal habe ich ein Kommando ignoriert und mich von der Herde entfernt. Ein paar Schafe sahen ihre Chance und machten sich aus dem Staub. Damals musste ich wirklich ganz schön weit rennen, um die Herde wieder zusammenzutreiben. Das war wirklich das reinste Chaos!

Begegnest du auf der Arbeit ab und zu auch anderen Tieren?
Ja, das passiert regelmäßig. Hasen, Kaninchen und Rehe ... Die könnte man auch herrlich vor sich hertreiben, aber leider erlaubt der Schäfer das nicht.

Was machst du in deiner Freizeit?
In der Sonne liegen und die anderen Hunde ärgern.

Eine Frage zum Schluss: Welchen Ort findest du im Dwingelderveld am schönsten?
Wenn es heiß ist, bin ich sehr gerne im Kolenveen, das ist ein Moorsee mit herrlich kühlem Wasser. Auch ein Spaziergang an diesem See ist sehr zu empfehlen.